Crunches im Pferdetraining

Von Crunches im Pferdetraining habe ich das erste Mal 2017 auf Instagram gehört. Ich kenne sie als eine der Kernübungen bei Intrinzen, einer Trainingsphilosophie von Kathy Sierra und Steinar Sigurbjörnsson. Dort trägt sie auch den Namen “Intrinzen Core Posture”.

Warum und wie Pferde von der Intrinzen Core Posture profitieren können, ist ausführlich in den Ebooks von Intrinzen beschrieben. Auch, wie man diese dem Pferd beibringt, wird ausführlich erklärt und anhand von Bildern gezeigt.

Intrinzen Core Posture auf instabilem Untergrund

Ich habe bereits einige Pferde bei dem Erlernen der Crunches begleiten dürfen, weswegen ich hier meine Erfahrungen teilen will.

Vorgehensweisen

Für mich haben sich drei Herangehensweisen bewährt – Spiegeln, Widerrist-Target, das Nutzen des tiefen Futterpunktes. Gerne auch in Kombination.

Spiegeln

Bei manchen Pferden (jeder kennt ja sein Pferd am besten) funktioniert das Spiegeln sehr gut. Dazu nimmt man am besten eine Position seitlich vom Pferd ein und macht eine humane Version der Core Posture.

Dabei fühlt man am besten erstmal in seinen Körper (Fußstellung, wie ist meine Atmung, ist irgendwo im Körper eine Anspannung) und geht bei der Ausatmung leicht in die Knie. Bei der Einatmung hebt man sanft seinen eigenen Brustkorb nach vorne-oben. Bei der nächsten Ausatmung spannt man seinen eigenen Core ganz ruhig an (den Bauchnabel Richtung Wirbelsäule ziehen).

Je nachdem, wann das Pferd in die Übung einsteigt, klickt man das Anheben des Brustkorbs oder auch eine leichte Gewichtsverlagerung.

https://www.instagram.com/p/BxSOuGWocVr/?igshid=1gklebto7qsaz

Widerrist-Target

Am besten steht man dazu seitlich neben dem Pferd, ungefähr auf Schulterhöhe Blickrichtung nach vorne. Vor dem Crunch berührt die dem Pferd zugewandte Hand nur ganz minimal die Haarspitzen über dem Widerrist oder schwebt wenige Zentimeter darüber.

Hand ca. 2cm über dem Widerrist Andocken – Click
Widerrist-Target

Während dem Crunch soll das Fell, die Haut oder vll sogar der Knochen (durch die Haut natürlich) an die Hand andocken – genau in diesem Moment klicken.

Wenn das Pferd seine Aufmerksamkeit auf diesem Bereich hat und der Klick genau in der Sekunde kommt, in der der Widerrist die Hand “ausfüllt”, versteht das Pferd normalerweise sehr schnell, worum es geht.

Vielen Pferden hilft es auch, wenn sie in den Pausen zwischen den Crunches taktilen Input am Widerrist bekommen in Form von Streicheln oder auch Abstreichen mit einer Bürste zum Beispiel.

Tiefer Futterpunkt

Um dem Pferd zu verdeutlichen, dass es das Gewicht von der Vorhand nach hinten nehmen soll und dabei mit dem Brustkorb hoch kommt, bietet sich folgende Vorgehensweise an:
Einfache Übung – click – tief füttern – selbst hochkommen – Pferd richtet sich auf – withers target – click – tief füttern – selbst hochkommen – usw.

Tiefer Futterpunkt langsam aufrichten Click
Tiefer Futterpunkt

D.h. am besten startet man mit einem Click (egal für was) und füttert das Pferd tief vorne unten, die Hand direkt über dem Boden. Der eigene Körper ist dabei vor Schulterhöhe, Blickrichtung nach vorne.

Hierbei landet das Gewicht des Pferdes auch vorne unten. Dann richtet man sich selbst langsam auf, bleibt aber auf maximal Schulterhöhe des Pferdes (hier kann man dann auch das Widerrist-Target kombinieren).
In dem Moment, in dem das Pferd auch mit dem Kopf-Hals-Brustkorb hochkommt und das Gewicht von der Vorhand nach hinten verlagert, entsteht schon eine Vorstufe des Crunches. Am besten klickt man anfangs recht früh, bevor das Pferd einen Schritt zurückgeht.

Nach einigen Wiederholungen, wenn das Pferd den Ablauf schon gut kennt, kann man auf etwas mehr Widerrist-Anheben warten, das Widerrist-Target fokussieren oder mal die Hand auf die Brustmuskulatur (fast schon *zwischen* der Vorderbeinen) legen, um zu spüren, ob die Muskeln aktiv sind und ob sich der Brustkorb anhebt (außerdem richtet sich dann auch die Aufmerksamkeit des Pferdes auf diesen Bereich).

Wichtig

Mit positiver Verstärkung arbeiten

Um alle Vorteile der Intrinzen Core Posture zu bekommen, ist es unbedingt nötig mit positiver Verstärkung zu arbeiten. Der Klick hilft uns, genau den richtigen Moment zu markieren, in dem das Pferd den Brustkorb anhebt. Das Futterlob ist anfangs *der* Motivator für das Pferd, die Übung zu machen.

Vielleicht sind die Crunches im Pferdetraining auch für dich der Einstieg in das Clickertraining, aber lass dich davon nicht abschrecken. Ihr werdet sicherlich davon profitieren, diesen Weg zu nehmen.

Wenig verlangen und kleine Erfolge feiern

Am Anfang reicht ein Zucken der Brustmuskulatur, ein Hineinfühlen in den Widerrist, teilweise sogar ein konzentriertes Gesicht für einen Klick. Gerade Pferde, die

  • eine Trainingshistorie mit negativer Verstärkung haben
  • die ein schlechtes Körpergefühl haben
  • die schwache Rumpfträger haben

brauchen etwas Zeit bis sie die Übung verstehen.
Es ist an uns ihnen diese Zeit zu geben und uns in Geduld zu üben. Dies wird sich später doppelt auszahlen.

Wir machen die Übung *für* das Pferd, nicht für uns, nicht für den schnellen Erfolg. Es soll Spaß haben, ein gutes Körpergefühl entwickeln und merken, dass es ein stolzes, starkes Pferd ist.

Bald in die Bewegung gehen

Sobald das Pferd die erste Idee der Crunches hat, können wir anfangen sie für das zu nutzen, für das sie gedacht war – Agilität. Die Intrinzen Core Posture soll für das Pferd zur agilen Position werden, aus der es Vorwärtsbewegung entwickelt und zu der es jederzeit zurückkommen kann, wenn es an Rumpfstabilität verliert.

Deswegen sollte man relativ zeitnah aus den Crunches in die Vorwärtsbewegung gehen.


Wenn du mehr über Intrinzen erfahren willst:

Kathy, eine der zwei Gründer, schreibt regelmäßig auf Instagram unter @pantherflows. Wenn du dich für die Philosophie von Intrinzen interessierst, stöbere ruhig ein wenig im Feed.

Intrinzen-inspirierte Posts werden häufig unter dem Hashtag #intrinzenstudents geteilt. Hier kannst du dir einen Eindruck machen, wie Intrinzen-Schüler diesen Ansatz umsetzen und dir Inspiration und Tipps holen. Inzwischen setzen viele Crunches im Pferdetraining ein und zeigen ihre Herangehensweisen.

Natürlich die offizielle Internetseite https://www.intrinzen.horse/. Hier findest du auch ein Infos und ein FAQ zum Online-Kurs – Project Proprius.

Und das Ebook zur Intrinzen Core Posture https://www.intrinzen.horse/gettingstartedbook2.

Wenn du mehr über den Rumpftrageapparat erfahren willst:

Wenn du erfahren willst, warum wir von Crunches im Pferdetraining profitieren und welche Muskeln dabei trainiert werden, habe ich eine Empfehlung für dich.

In meinem Online-Kurs “Der Rumpftrageapparat des Pferdes” erkläre ich alles wichtige zum Thema Anatomie, Biomechanik und Funktion des Rumpftrageapparates.

Alle Infos dazu gibt es unter https://bewegungsfreudelernen.de/4-wochen-challenge-rumpftrageapparat/

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